Gong

INTERVIEW

Missfits

Zwei freche Frauen

Die Missfits kommen mit einer Comedy-Serie ins Fernsehen. Grund genug, um mit der Gerburg Jahnke und Stephanie Überall über Kabarett, Kamera und das eigene Begräbnis zu plaudern.

"Wennza weiß, watte wills, musse du machen dattehinkomms!" So lautet eine der lehrreichen Lebensweisheiten von Gerburg Jahnke und Stephanie Überall, den frechen Frauen aus dem Ruhrpott, die Kabarettfans besser bekannt sind als "Missfits". Die beiden haben sich ihren Spruch zu Herzen genommen, denn sie wollten ins Fernsehen und sind jetzt auch schon da. "Der Tod ist kein Beinbruch" heißt die sechsteilige Comedy-Reihe der Missfits, in der die Damen wie schon in ihrem Bühnenprogramm "Wo niemand wartet" überraschend zu Besitzerinnen eines Bestattungsinstitutes werden. Wir sprachen mit den Missfits, die es verzogen, unsere Fragen mit einer Stimme zu beantworten. Bis auf die letzte.

Woher rührt ihrer Affinität zum Totenkult?
Damals war es für das Stück wichtig, die beiden Protagonistinnen - Matta und Lisbett - in eine möglichst absurde Kulisse zu setzen: ein Beendigungsinstitut in Verbindung mit der Toilette, wo alle Geschäfte verrichtet wurden. Matta und Lisbett hatten natürlich eine spezielle Art, ihre Männer und andere Spezies unter die Erde zu bringen. Daraus entstand letztendlich die Idee zu Mimi und Hilde und "Bestattungen Fichte".

Wie kam es zu "der Tod ist kein Beinbruch"?
Wir gingen lange mit der Idee von einem Sender zum anderen, immer wieder war der Humor zu schwarz, bis wir Franziska Schmela trafen, mit der wir kongenial an die Umsetzung der Ideen zur Serie gehen konnten.

Eine TV-Serie zu drehen, ist ganz anders als Kabarett auf der Bühne. Wie waren Ihrer Erfahrungen?
Wir haben ja nicht zum ersten Mal TV gemacht, das hat uns also nicht vom Hocker gehauen. Aber so lange als Hauptfigur präsent zu sein, das war schon anderes und der gewöhnungsbedürftig. Das Team hat uns sehr unterstützt, was die Arbeit doch zum Vergnügen werden ließ.

Was macht mir Spaß?
Mehr Spaß macht nach wie vor die Bühne, wir sind Rampensäue, beide auf unserer Art. Es ist einfach geiler, wenn man die Reaktion der Leute miterlebt statt nur Quoten zu studieren.

Gerburg Jahnke wollte eigentlich Kunstlehrerin werden. Was war Stephanie Überalls Berufswunsch?
Journalistin.

Stephanie Überall über ihr Begräbnis "Einige persönliche Dinge will ich schon mitnehmen - man weiß ja nie, was man so braucht auf der letzten Reise.... "

Was mögen Sie an sich, was weniger?
Beide sind wir sehr ordentlich, verantwortungsbewusst, pflichtbewusst, deutsch eben. Gerburg ist Steinbock, Stephanie Jungfrau, da findet man genau das kritikabel an der anderen, was man auch an sich selbst nicht so mag.

Wo nehmen Sie ihrer witzigen Ideen her? Fallen die zu, oder ist das harte Arbeit?
Es ist beides, Arbeit, manchmal mühsam. Viel Lektüre, der Rest ist aufpassen, hingucken, spüren, sich erzählen lassen, in Klischees kramen und immer neugierig sein.

Gerburg Jahnke über ihre Heimat "Was, glauben Sie, hat der liebe Gott gesagt, als er das Ruhrgebiet erschaffen hatte? Essen is' fertig!"

Worüber können Sie selbst lachen?
Am liebsten natürlich über andere. Über Jochen Malmsheimer, über Volker Pispers, über Harald Schmidt, letztens über Ingo Appelt, über Susanne Betancor, über Queen Bee und viele mehr.

Sind Sie derzeit wieder einmal auf Tournee?
Wir mussten uns ziemlich freinehmen für die Dreharbeiten, danach hatte Gerburg Stimmbandprobleme. Wir hoffen, dass wir spätestens 2003 wieder schön unterwegs sein werden.

Das Tourneeleben ist anstrengend...
Es ist wie Kamillentee: zu viel kann schaden. Wenn man so rumreist, kann Tournee aber sehr schön sein: neue Landschaften, geile Hotels, wunderbare Häuser, extrem nettes Publikum..

Was wird ihr nächstes Bühnenprogramm?
Wir planen einen " Best off ". Zwanzig Jahre Missfits - mit der Band natürlich!.

Wird die, Comedy-Serie fortgesetzt?
Wir hoffen natürlich, dass wir schöne Drehbücher bekommen, dass die Quoten gut sind und die Arbeit aus allen diesen Gründen dann auch fortgesetzt wird!

Die Dialoge schreiben andere Autoren. In wieweit arbeiten Sie mit daran?
Wir sprechen uns die Dialoge zurecht, und wir doktern an den Gags herum, um sie uns mundgerecht zu machen, wir reden auch bei den Geschichten mit und haben natürlich auch unsere Figuren mitentwickelt.

Sind Sie verheiratet, haben Sie Kinder, oder wollen Sie welche?
Nein, nein, nicht mehr!

Wie wollen Sie leben, wenn Sie mal alt sind?
Wir werden einen bisschen so wie jetzt leben, ein bisschen so wie Matta und Lisbett, und vor allem, das ist wohl das Wichtigste: hoffentlich gesund!

Haben Sie Lebensmottos?
Na ja, wer hat denn schon ein Lebensmotto - Wenne Mittwoch überlebst, is Donnerstach. Hat sich eigentlich ganz gut bewährt, diese unsere Philosophie!

Sie sind für viele Frauen Kultfiguren. Wie lebt es sich denn damit?
Wir versuchen sehr, auf dem Boden zu bleiben und uns gegen jede Kultifizierung zu wehren.. Wir sind nun mal keine Diven, schade vielleicht.

Warum sind Sie so böse zu den armen Männern?
Sind wir nicht, wir sagen - wie Dieter Bohlen - bloß die Wahrheit.

Haben es Frauen im Kabarett schwerer als Männer?
Nein, finden wir nicht. Es 'ne Menge miserabeler Künstler und Künstlerinnen und eine Menge großartiger Kollegen und Kolleginnen, das hängt nicht vom Geschlecht ab, sondern von anderen Fähigkeiten und Talenten.

Wie möchten Sie denn dereinst beerdigt werden?
Gerburg Jahnke: ich habe 'ne Gruft in Hamburg, wo ich mit der ganzen Familie zu liegenkomme. Die Beerdigung selbst ist noch nicht geplant, wer weiß, ob ich die überhaupt plane... so eine Beendigung soll ja mehr was für die Überlebenden sein als für die Toten, oder?
Stephanie Überall: ich weiß noch nicht, wo ich zu liegen kommen werde, auf alle Fälle will ich verbrannt werden. Der Gedanke, in einem dunkelen Sarg unter der Erde zu liegen, behagt mir gar nicht, und auf keinen Fall will ich so ein Leichenhemd! Und an meinem Grab soll eine Bank stehen, damit mein Besuch es sich gemütlich machen kann!
Copyright :Gong-Verlag/Juliane Nitzke (Nr. 47)